26.10.2024

"Mutproben" - Er machte zweimal einen Rückzieher

Göttinger Literaturherbst: Thomas Hitzlsperger hat beim SC Hainberg sein Buch vorgestellt – und über sein Outing gesprochen

Thomas Hitzlsperger und Thomas Kopietz beim "Doppelpass" auf dem Podium in der Funsporthalle

Foto R. Müller

von Peter Krüger-Lenz (Göttinger Tageblatt)

„Mutproben“ hat Thomas Hitzlsperger sein Buch genannt, weil das Leben ihm einige Mutproben abgefordert hat. Das schilderte der ehemalige Fußball-Nationalspieler am Donnerstagabend in der Funsporthalle des SC Hainberg – als Teil des 33. Göttinger Literaturherbstes. „Wenn du ein Buch herausbringen willst, musst du auch lesen“, hatte ihm der Verlag erklärt. Für Hitzlsperger „wieder eine Herausforderung“, der er sich stellt. „Es wird nicht immer perfekt sein, aber ich mache es gerne.“ Das war in der Funsporthalle deutlich zu spüren.

Hitzlsperger wirkt fit, als könnte er heute noch auflaufen, auch mit 42 Jahren. Für seinen Heimatverein VfB Forstinning hat er das versucht. Nach acht oder neun Jahren habe er Lust bekommen, noch einmal Fußball zu spielen. Mit Freuden machte er sich fit. „Seitdem tut mir immer irgendwas weh“, sagte Hitzlsperger. Die Karriere ist wohl doch vorbei.

Sehr erfolgreich verlief seine Kickerlaufbahn. Mit der Nationalmannschaft wurde er Vizeeuropameister, mit dem VfB Stuttgart Europameister. Schon in ganz jungen Jahren kündigte sich das an. Mit sieben Jahren wechselte er zu Bayern München, nachdem er in einer Saison von den 56 Toren, die seine Mannschaft während der Saison erzielt, 54 geschossen hatte. Hitzlsperger erzählt immer noch mit einem gewissen Stolz davon.

Eine echte Mutprobe wird der Wechsel zum FC Bayern nicht dargestellt haben – auch wenn seine Eltern und die sechs älteren Geschwister 60er-Fans waren, also den Stadtrivalen 1860 München anfeuerten. Seine größte Mutprobe mag sein Outing gewesen sein, sein öffentliches Bekenntnis zu seiner Homosexualität.

Damit wartete Hitzlsperger bis nach seiner Fußballerlaufbahn. An diesem Abend in der Funsporthalle erläuterte er Gründe dafür. „Erstmal musste ich mir eingestehen, dass ich schwul bin“, sagte Hitzlsperger. In Medien war viel darüber spekuliert worden, dass es schwule Fußballer geben müsste. „Okay, ich bin einer davon.“ Er nahm den Kontakt zu dem „Zeit online“- Journalisten Moritz Müller-Wirth auf, der seine Kollegin Carolin Emcke dazu holte, die offen homosexuell lebt. „Sie wussten, dass sie mich beschützen müssen“, erklärte Hitzlsperger. Sie empfahlen ihm einen erfahrenen Medienanwalt, der allerdings anderes riet als vermutet: „Machen Sie privat, was Sie wollen. Aber reden Sie nicht öffentlich darüber. Das halten Sie nicht aus. Daran gehen Sie kaputt.“ Hitzlsperger machte einen Rückzieher.

Doch das mit dem Fußball war auch nicht mehr so einfach. Er spielte inzwischen beim VfL Wolfsburg, war häufig verletzt und konnte dem Team nicht helfen. So sieht es Hitzlsperger im Rückblick. Dann habe ihm jemand zum Outing geraten: „Mach es, es wird überhaupt nichts passieren.“

Ende der Karriere?

Und wieder beschlichen ihn Zweifel. Als schwacher Spieler, häufig ausgewechselt oder gleich auch der Ersatzbank „bediene ich nur das Klischee, dass Schwule schwach sind.“ Der Profi rechnete mit dem Ende seiner Karriere. Doch „Everton wollte mich“, der Konkurrenzverein des FC Liverpool. Für Hitzlsperger tat sich eine neue Welt auf. Endlich konnte er mit seinem Lebensgefährten zusammenleben – in einem Hochhaus mit Einlasskontrolle durch einen Doorman. Der hätte der Presse stecken können, dass ein US-Amerikaner ständig bei Hitzlsperger wohnt.

Nur sieben Mal lief Hitzlsperger für Everton auf, dann erklärte er im September 2013 seinen Rücktritt vom aktiven Fußball. In einem Interview, dass er der Süddeutschen Zeitung daraufhin gab, habe er schon Anspielungen auf seine sexuelle Orientierung gegeben, sagt Hitzlsperger heute. Das Outing sollte auch folgen.

Doch am 23. Dezember „der nächste dramatische Rückzugsmoment“. Freunde hätten ihn unsicher gemacht. Am 26. Dezember rief er Müller-Wirth an: „Ich ziehe das Interview zurück.“ Dann noch ein letzter Versuch. Eine Nacht lang gingen sie Silbe für Silbe durch. Dann gab Hitzlsperger das Interview frei.

„Maximale Anspannung“

Am 9. Januar 2014 hätte der Tag seines Outings sein sollen, schon am Tag davor, am 8. Januar erschien die Meldung. Teile seiner Familie hatte er vorher eingeweiht, Bundestrainer Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff angerufen und eine Beratungsagentur engagiert. Von „maximale Anspannung“, sprach Hitzlsperger, und „von maximaler Erleichterung“.

Das alles sei für ihn Motivation gewesen, das Buch zu schreiben, sagte der Ex-Fußballer. „Ich wollte erklären, was mich gehindert hat.“ Und er habe eine Botschaft mitgeben wollen: „Es gibt einen Weg, da herauszukommen.“ Vorbild will Hitzlsperger sein. „Es gibt überhaupt keinen Grund, sich zurückzuhalten. Man muss sich von diesem Druck befreien, der kein Druck sein sollte.“ Doch er bekannte auch, dass der Fußball für ihn ein Schutzschild gewesen sei. Seine Bekanntheit machte offenbar vieles einfacher.

Quellenangabe: Göttinger Tageblatt vom 26.10.2024, Seite 25

26.10.2024

Göttinger Literaturherbst zu Gast in der Hainberger Funsporthalle

Thomas Kopietz im Doppelpass mit Autor Thomas Hitzlsperger

Thomas Kopietz, Thomas Hitzlsperger, Gesa Husemann und Jörg Lohse (v.l.) beim Vorgespräch

(rm) Thomas Kopietz hat schon viele Prominente interviewt und über sie geschrieben. Am Donnerstag ist mit Thomas Hitzlsperger ein weiterer hinzugekommen. "Es hat verdammt viel Spaß gemacht mit ihm", sagt "Kopi", der in den 90er Jahren für den SC Hainberg spielte.

Fast zwei Stunden führte er die knapp 400 Besucher*innen in der Hainberger Funsporthalle sehr unterhaltsam im Doppelpass mit dem Autor Thomas Hitzlsperger durch das Buch und somit auch das Leben des ehemaligen Fußballprofis.

"Die Chemie hat sofort gestimmt" erzählt Kopietz, der seinen Gast erst eine Stunde vor der Veranstaltung im Hainberger Bistro persönlich kennenlernte. Zuvor habe man natürlich auch telefoniert so der Redaktionsleiter der HNA in Göttingen.

So eine Lese-Interview-Veranstaltung vorzubereiten erfordere schon eine Menge Zeit: Buch lesen, Fragen zusammenstellen und Informationen recherchieren. "Hilfreich war für mich am Vortag auch die Lesung mit dem Sportjournalisten Ronald Reng in Heiligenstadt. "Der hat mir noch mal Insiderfragen verraten" berichtet Kopi, der ein gewisses Lampenfieber nicht verhehlte.

Für den SC Hainberg war es eine tolle Gelegenheit, seine Location Funsporthalle zu präsentieren. Drei Tage lang hatten Jörg Lohse, Andre Pfitzner und Niklas Pfitzner sowie Lars Willmann mit zahlreichen Helfern Bierzeltgarnituren aus Göttingen zusammengeholt, um Platz für 420 Personen zu schaffen. Am Ende hatten sie zwischen den festinstallierten Inline-Rampen und den Graffis an den Wänden der ehemaligen Panzerhalle eine Atmosphäre geschaffen, die sowohl den Zuhörer*innen wie auch Organisatorin Gesa Husemann vom Göttinger Literaturherbst gefiel.

21.10.2024

"Sport Meets Music" am 03. November in der Stadthalle

Hainbergs D1 bewegt sich zu Klängen des GSO

Am 03.11 findet in der Sparkassen-Arena das Event "Sport Meets Music" statt. Verschiedene Sportgruppen treten zur Musik des Göttinger Symphonie Orchesters (GSO) auf. Eine davon ist unsere D1-Jugend von den Zietenterassen.

Der SC Hainberg bedankt sich beim SSB für die Einladung und Organisation und freut sich über Zuschauer. Wir sehen in dem Event eine tolle Möglichkeit, dass sich die Kinder neben der fußballerischen Ausbildung auch menschlich weiterentwickeln.

Tickets für die Benefizveranstaltung, an dessen Gewinn die Vereine beteiligt werden, sind erhältlich unter https://www.reservix.de/tickets-sport-meets-music-sport-meets-music-in-goettingen-sparkassen-arena-am-3-11-2024/e2305834.

Pepe Huenges

D1-Jugend SC Hainberg

zum Ticketvorverkauf

21.10.2024

Ohne Tore keine Punkte!

„Erste“ verliert beim FC Gleichen mit 0:1

Enges Spiel mit engen Zweikämpfen wie hier zwischen Santee Nimely (Gleichen, li) und Hainbergs Michel Ndahiro

Foto: Helge Schneemann, GT

(rm) Hainbergs Bezirksliga-Elf hat ihr Auswärtsspiel beim FC Gleichen mit 0:1 verloren. Trainer Olli Hille fasst es kurz und knapp zusammen:  „Der Unterschied heute war: Gleichen hat ein Tor geschossen, und wir haben kein Tor geschossen, was auch damit zusammen hing, dass wir nach vorn etwas ungefährlich waren.“

Mit nur 13 Spielern waren er und sein Team nach Bremke gereist. Verletzte, Studienbeginn, Urlaubsreisen, Herbstferien. Die Gründe für die Ausfälle sind vielfältig. Trotzdem hätten die Hainberger die Partie durchaus erfolgreich gestalten können.

In einer ereignisarmen ersten Hälfte hatte der SC die erste vielversprechende Aktion, doch Jan König klärte vor Finn Zapkau zur Ecke (15.). Ein Schuss von Perrin Willmann wurde vom starken FC-Schlussmann Luca Kuhlemeier zur Ecke abgewehrt (30.).

Kurz danach klärte SCH-Keeper Justus Mühlhausen zunächst zur Seite und hatte dann etwas Glück, als eine Nachschuss-Bogenlampe von Maximilian Joost nur auf die Latte und nicht ins Tor fiel (34.).

Die Hainberger hatten eine Triple-Chance, als Perrin Willmann, Leonard Marks und Finn Zapkau den Ball in einer Situation im Fünf-Meter-Raum inklusive Nachschüssen zweimal an den Pfosten setzten, bevor auf der Linie geklärt wurde (41.).

Auf der Gegenseite bewies Gleiches Goalgetter Björn Denecke seinen Torriecher. Kudwiens Aufsetzer von halbrechts wurde von Justus Mühlhausen zur Seite abgewehrt, wo der Routinier am langen Pfosten goldrichtig stand und für den Gastgeber zur Führung traf.

Die zweite Halbzeit begann mit einer weiteren Großchance für Hainberg. Finn Zapkau marschierte allein in Richtung FC-Gehäuse, doch sein Versuch wurde von Tim Klein von der Linie gekratzt. (46.). Dafür Gelb-Rot für den SCHer Marks wegen Meckerns. Auch Jan König vom FC Gleichen sieht die Ampelkarte. Neun Minuten später war es der bereits verwarnte FCGer Anton Schmalenbach, der ebenfalls Gelb-Rot erhielt (59.).

Die Hainberger drängten die Platzherren in Überzahl bis in den eigenen Strafraum. Ein Treffer gelang ihnen allerdings nicht.

Noch mehr Raum, sich zu entfalten, erhielte. die Teams durch zwei weitere Hinausstellungen, wodurch in den letzten Minuten nur noch acht Gleichener gegen neun Hainberger spielten - und zwar durch zweimal glatt Rot: In einer unschönen Szene begaben sich die beiden 15er, Erden und der eingewechselte SCHer Johannes Rustenbeck, in den Infight, wobei seitens Rustenbeck auch die Fäuste flogen. Schiedsrichter Fabian Jung schickte beide Akteure vorzeitig zum Duschen.

„Die Situation mit den beiden Platzverweisen hat der Schiedsrichter richtig entschieden.“ sagte Olli Hille, der zusammen mit Trainerpartner Lars Willmann darauf hofft, dass sich der Kader zum nächsten Spiel wieder füllt.
 

15.10.2024

Literaturherbst am Hainberg

Thomas Hitzlsperger am Do., 24. Oktober in der Funsporthalle

(lw) Am 24.10.24 kommt im Rahmen des Literaturherbst, Thomas Hitzlsperger zu uns in die Funsporthalle und erzählt aus seinem Buch. Es geht viel über Fußball, über sein Coming Out und die ein oder andere Anekdote. Danach können noch Fragen gestellt werden. Der Termin ist am 24.10.24 um 19h in der Funsporthalle.

Tickets gibt es über den Göttinger Literaturherbst.

Eine einmalige Chance einen ehemaligen Weltspieler mal näher zu kommen und etwas über sein Leben zu erfahren.

Literaturherbst