05.09.2020

Trainer mit Zertifikat

Soccer Refugee Coach: Grundlagen des Fußballs werden vermittelt

Teilnehmer der Ausbildung zum Soccer Refugee Coach.Foto: R

GT, 05.09.2020, von Eduard Warda

26 Teilnehmer aus acht Nationen haben die Soccer-Refugee-Coach-Ausbildung des Niedersächsischen Fußball-Verbandes (NFV) in Kooperation mit dem SC Hainberg durchlaufen. Auch neun Frauen waren dabei, die Aktion wurde finanziell vom Landessportbund Niedersachsen (LSB) unterstützt.

Dabei galt es für die Teilnehmer in Theorieblöcken Trainingsinhalte, Verhaltensregeln und das Ausbildungskonzept von NFV und DFB kennenzulernen. Im Praxisteil konnte das Gelernte umgesetzt werden – in der Rolle des Trainers wurden dadurch erste praktische Erfahrungen gesammelt.

Geleitet wurde die Ausbildung von Imanuel Andre (Referent Soccer Refugee Coach NFV) und Lars Willmann (Referent für Sport, Soziales und Integration beim SC Hainberg), die von den Teilnehmern begeistert waren. „Sie sind alle unheimlich wissbegierig“, unterstrich Andre. Die beiden Referenten hatten bereits 2017 zusammen einen Soccer-Refugee-Coach-Lehrgang in Göttingen umgesetzt und waren sich einig, dass beide Veranstaltungen besonders waren.

Andre und Willmann berichteten, dass die meisten Teilnehmer nach den Einheiten noch zusammensaßen, um sich auszutauschen und weitere gemeinsame Aktionen zu planen. So wird es demnächst beim SC Hainberg neben der Fußball-Freizeitmannschaft „Die Welt ist bunt…“ interkulturelle Kochabende, lateinamerikanische Tänze und Fahrradtouren geben, die mit Unterstützung des Vereins von den Teilnehmern selbstverantwortlich angeleitet werden.

Nach dem Lehrgang erhielten die Absolventen ein Zertifikat über die Lehrgangsteilnahme und ein T-Shirt. Überreicht wurde es von Andre, Willmann und Hans-Dieter Dethlefs, Vorsitzender des NFV-Kreises Göttingen-Osterode.

Am 23. September startet für einen Teil der Teilnehmer beim SC Hainberg ein Trainer-C-Lehrgang. Dieser wird unter der Leitung von Thomas Hellmich (Vorsitzender Ausschuss für Qualifizierung des NFV-Kreises) zusammen mit Lars Willmann und eventuell weiteren Referenten durchgeführt. Die Initiative dazu ging von Marion Demann (NFV) aus.

21.08.2020

„Es gab so viele schöne Momente“

Seit dem Sommer 2015 haben sich in Göttingen Hunderte Menschen für Geflüchtete engagiert – Lars Willmann erinnert sich

Geschichten der Flucht: Lars Willmann. Foto: Scharf

GT vom 14.08.2020; Göttingen. Eigentlich wäre Lars Willmann jetzt mit seinen eigenen Kindern im Urlaub. Stattdessen sitzt er vor dem Vereinsheim des SC Hainberg. In seiner Hand ein selbst gemaltes Bild: geflügelte Herzchen und Schnörkel. Ein Dankeschön von einem der Kinder, die an Willmanns integrativem Sommerferienprogramm teilnehmen. Auch wenn der Referent für Sport und Integration ganz sicher Vollprofi in Sachen Kinderbetreuung ist, freut ihn das Geschenk sichtlich.

Der 41-Jährige hat sich an diesem Tag zwischen dem Kindergewusel ein wenig Zeit genommen, um mit dem Tageblatt einen Rückblick auf die Flüchtlingsarbeit der vergangenen fünf Jahre zu werfen. Für eine Bilanz sei es eigentlich zu früh, denn die Arbeit sei noch lange nicht vorbei, sagt er vorab. „Wir haben noch so viel Potenzial bei den Menschen, die zu uns kommen. Das muss noch gehoben werden.“

Es begann im Sommer 2015. Der Vorstand des Vereins mit Sitz auf den Zietenterrassen hatte den Plan gefasst, sich nach seinen Möglichkeiten an der Integration der Geflüchteten zu beteiligen und beispielsweise Sportkurse anzubieten. Doch es sollte anders kommen. Die Sporthalle des SC wurde selbst zur städtischen Unterkunft und der Verein gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz zur festen Anlaufstelle.

Unterkunft aus dem Nichts

„Es passierte alles innerhalb weniger Stunden“, erinnert sich Willmann. Binnen kürzester Zeit stellten das DRK und der SC die Unterkunft für 200 Geflüchtete zur Verfügung. 40 Ehrenamtliche standen umgehend bereit, sorgten für Verpflegung, Beschäftigung und Betreuung. „Wir mussten einen festen Stundenplan machen, weil es so viele Angebote für die Bewohner des Zieten-Camps gab.“

Bilder aus der Vereinsjubiläumszeitung zeigen Tanz-Workshops, Bastelkurse, Angebote in der Funsporthalle, Kochabende und immer wieder Fußball. „Es ist ein Klischee, aber es stimmt absolut: Sport verbindet“, sagt Willmann. Bei Wind und Wetter sei gespielt worden mit bunt gemischten Mannschaften über alle Nationalitäten hinweg. Er zeigt auf ein Foto, auf dem Männer auf Socken und im T-Shirt über den verschneiten Platz des SC rennen. „Wir waren verrückt.“

Krieg, Flucht, Trauma

Es seien diese Momente gewesen, in denen die Menschen ihr Schicksal hätten vergessen können. Und das sei nicht selten kaum zu ertragen gewesen – Krieg, Flucht, Traumata, Verlust der Familie. Ein Vater habe ihm beispielsweise auf seinem Handy das Video von der Enthauptung seiner Kinder gezeigt. Ein anderer war Kindersoldat aus dem Südsudan, der seine fast blinde Frau mit den Kindern allein hatte zurücklassen müssen. Geschichten, die Willmann nach eigener Aussage haben demütig werden lassen.

Bei all dem blieben er und sein Team motiviert, viel Energie und Zeit zu investieren. „Ich war in der Anfangszeit sieben Tage die Woche hier. In Spitzenzeiten waren es 100 Stunden.“ Das wurde auch nicht weniger, als die Einrichtung auf dem Vereinsgelände im März 2016 geschlossen wurde. Denn die gute Zusammenarbeit mit dem DRK setzte sich nahtlos in der neu geschaffenen Unterkunft an der Siekhöhe fort.

Kreativität als Stärke

Die Unterbringung von Flüchtlingen in einer umgebauten Lagerhalle erntete bis zu ihrer Schließung viel Kritik. Willmann sieht rückblickend allerdings lieber das Positive. „Unsere Stärke war die Kreativität. Die brauchten wir aber auch, um mit der räumlichen Situation umzugehen.“ Wurde die fehlende Privatsphäre und der große gemeinsame Aufenthaltsbereich oft als unhaltbarer Zustand beschrieben, bezeichnet er die Situation lieber als „eine Chance auf Integration“.

Ein kleiner Junge kommt an den Tisch, fragt, ob er sich die Spielzeugautos ausleihen darf. Er bekommt sofort Willmanns vollständige Aufmerksamkeit, fünf Autos und ein paar Regeln mit auf den Weg. Der Betreuer kennt wie selbstverständlich jeden Namen der rund 30 Kinder. Sein Blick schweift kurz über das Gelände. Dann dreht er sich wieder um und erzählt von den Freunden, die er durch seine Arbeit gefunden hat.

Auf seinem Handy sind Nachrichten von Menschen, denen er eine Wohnung oder einen Job vermitteln konnte. Kürzlich schickte ein junger Mann das Foto seines Ausbildungsvertrages mit einem großgeschriebenen Dankeschön. Ein anderer rief kürzlich nach fast fünf Jahren an, um sich zu erkundigen, ob es ihm gut geht. „Es gab so viele schöne Momente.“ Doch es gibt auch die negativen. So wurde ein junger Afrikaner, der bereits gut integriert war, im Verein Fußball spielte, vor seinen Augen abgeschoben – an dem Tag, an dem er ihm einen Job besorgt hatte. „Aber wir haben noch Kontakt. Es geht ihm gut.“

Was sind für ihn die wichtigsten Erkenntnisse der letzten fünf Jahre? Gelungene Integration könne nur ganzheitlich und nur mit einem guten Netzwerk funktionieren. Und auch wenn viele Institutionen mittlerweile verschwunden seien und das öffentliche Interesse zurückgehe, sei sie eben nach fünf Jahren noch nicht vorbei, fügt er schließlich an. Die Kinder auf dem Gelände des SC Hainberg wirken wie ein Beleg seiner Aussage.

25.07.2020

„Das richtige Angebot zur richtigen Zeit“

Ferienwelt beim SC Hainberg: 34 Kinder aus der Groner Landstraße 9 werden drei Wochen auf den Zietenterrassen betreut

Ferienwelt beim SC Hainberg: Lukas Zekas und Lars Willmann (beide SC Hainberg), Petra Broistedt (Kultur- und Sozialdezernentin der Stadt Göttingen), Ekkehard Jung (Fachdienst Jugend, Stadt Göttingen), Cornelia Manthey, Ivana Bicvic und Anna-Lena Graefe (Jugendhaus Gartetalbahnhof/v. l.).Foto: Brömsen

Göttingen, Von Jan-Philipp Brömsen (GT)

Der SC Hainberg sorgt in den Sommerferien für ein außergewöhnliches Ferienprogramm: An der Hainberger Ferienwelt nehmen 34 Kinder aus dem Wohnkomplex an der Groner Landstraße 9 teil. Das Projekt kostet rund 30 000 Euro und wird unter anderem von der „Göttinger Milde Stiftung“ unterstützt.

„Eine typische Hainberger Veranstaltung“, begrüßte Christoph Lehmann, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des SCH, die Anwesenden zur Pressekonferenz. „Es gibt einen wunderbaren Anlass – ein tolles Projekt der Stadt Göttingen, des Jugendhauses Gartetalbahnhof und des SC Hainberg“, führte Lehmann weiter aus. „Wir freuen uns, dass wir ein ganz besonderes Programm vorstellen können“, sagte Petra Broistedt, Kultur- und Sozialdezernentin der Stadt Göttingen. Broistedt begab sich zunächst auf eine kleine Zeitreise – erinnerte an die Corona-Krise in Göttingen und an den Ausbruch im Iduna-Zentrum und an der Groner Landstraße 9. „Kinder und Jugendliche konnten wochenlang nicht zur Schule, es fand kein Präsenzunterricht statt. Keine leichte Situation“, ergänzte die Dezernentin.

SPD-Antrag im Sozialausschuss

Das Ferienangebot des SC Hainberg, das in den Wochen zwei bis vier angeboten wird, sei auch eine bildungspolitische Aufgabe. Im Sozialausschuss des Göttinger Rates habe die SPD einen Antrag auf ein angepasstes Ferienprogramm in Corona-Zeiten gestellt, da insbesondere Kinder und Jugendliche von der Pandemie besonders betroffen gewesen seien. „Das Projekt beim SC Hainberg richtet sich besonders an Kinder aus einem sozialen Brennpunkt“, betonte Broistedt.

34 Kinder aus den Schulklassen 1 bis 5 haben sich angemeldet – alle aus der Groner Landstraße 9. Die Kosten für das dreiwöchige Angebot beliefen sich auf rund 30 000 Euro, sagte Lars Willmann, Integrationsbeauftragter beim SC Hainberg. Unterstützt wird die Maßnahme durch politische Mittel und mit 26 750 Euro durch die „Göttinger Milde Stiftung“. Ebenfalls mit dabei sind das Jugendhaus Gartetalbahnhof und der Kids Club.

„Eine sozial- und bildungspolitische Maßnahme mit integrativem Charakter. Der SC Hainberg ist in puncto Integration vorbildlich“, lobte Broistedt. Die Kinder werden drei Wochen lang rundum zwischen 10 und 16 Uhr betreut. „Wir unterstützen gerne. Das richtige Angebot zur richtigen Zeit“, ergänzte die Göttinger Dezernentin.

Die Ferienprogramme der Stadt seien der Corona-Pandemie angepasst worden. Die Ferienwelt wurde zusammen mit dem SC Hainberg entwickelt. Von Kennenlernspielen über Hausaufgabenbetreuung, Lesestunden, sportlichen Aktivitäten bis zum Tanzen und Breakdance – das Angebot kommt sehr vielfältig daher. „Wir wollen den Kindern drei tolle Wochen ermöglichen“, sagte Ekkehard Jung, Fachdienstleiter Jugend der Stadt Göttingen. Dabei sei man gezielt angesprochen worden. „Zum besseren Verständnis ist auch ein Dolmetscher vor Ort. Zudem werden die Kinder mit dem Bus inklusive einer Begleitung abgeholt“, erläuterte Jung, der die Zusammenarbeit mit dem Verein von den Zietenterrassen lobte. „Das hat in der kurzen Zeit alles sehr gut geklappt“, so Jung. Zusätzlich engagiere sich der Göttinger Verein auch für die Jugendpflege.

Rund 30 000 Euro Kosten

„Wir haben ebenfalls Unterstützung von der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung und vom Landessportbund erhalten. In den 30 000 Euro sind alle Kosten enthalten – auch für den Transport, das Spielmobil und die Teamer“, sagte Willmann. Pro Tag sind zehn Teamer, darunter auch einige Jugendliche, im Betreuungseinsatz. Dabei geht es nicht ausschließlich um sportliche Aspekte. „Die Vermittlung von Lerninhalten ist besonders wichtig. Einige Kinder konnten bis zu sechs Wochen nicht zur Schule gehen. Wir haben sehr viel Material für die Erst- bis Fünftklässler erhalten“, sagte Willmann. Die Kinder seien alle zwischen sieben und zwölf Jahren. Neben dem gemeinsamen Mittagessen und einer Lesestunde sollen die Kinder auch einmal zur Ruhe kommen – und einfach mal zuhören. „Es wird ein immer wechselndes Programm in drei Gruppen angeboten“, erläuterte der Hainberger.

Ein Mix aus Sport und Natur sei das Angebot in den drei Ferienwochen. Dabei solle auch das klassische Sportabzeichen abgenommen werden. „Die Kinder dürfen auch einfach mal laut sein, eben Kind sein“, machte Willmann deutlich. Beachtet werden die besonderen Hygiene- und Abstandsregeln. Die Teamer achten minutiös darauf, dass sich die Kinder regelmäßig die Hände desinfizieren. Für die häufig rumänisch oder bulgarisch sprechenden Teilnehmer wird eine Dolmetscherin eingesetzt, insbesondere bei der Hausaufgabenhilfe.

34 Kinder aus Groner Landstraße

„Die Hainberger Ferienwelt bietet einen bildungspolitischen Ansatz. Damit bindet der SC Hainberg Kinder an sich. So können die Kinder nachhaltig, dauerhaft für den Sport begeistert werden“, sagte Broistedt. Es sei nicht leicht gewesen, so viele Teilnehmer mit einer Sprachbarriere auf die Zietenterrassen zu bekommen. „Die Zahl 34 ist ein Erfolg“, betonte die Dezernentin.

Auf die Frage, warum nur Kinder aus der Groner Landstraße 9 dabei seien, antwortete Broistedt, dass diese besonders vom längerfristigen Schulausfall betroffen gewesen seien.

Neben der integrativen Ferienwelt bietet der SCH vom 17.-21. August mit der Hainberger Ferienwelt ein alternatives Programm vor: Lukas Zekas, Trainer der ersten Hainberger Fußballmannschaft, bietet zusammen mit einigen Übungsleitern des Vereins eine passende Alternative für den Familienurlaub an. „Die Kinder haben viel Spaß und sind voller Energie. Das Programm spiegelt unseren Verein auch wider“, sagte Zekas. Die erste Woche der Hainberger Ferienwelt zu Beginn der Schulferien sei ein voller Erfolg gewesen.

Von Montag bis Freitag werden Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 16 Jahren in drei Gruppen eingeteilt. Jeden Tag werden drei Stationen durchlaufen. Die Teilnehmer erwarten unter anderem Fahrradtouren, professionelle Leistungsanalysen im Fußball, eine Bienenzucht sowie das Herstellen einer Creme aus Pflanzen. Für die Eltern ist ein Begleitprogramm zusammengestellt worden.

Sie erreichen den Autor per E-Mail an j.broemsen@frMA@goettinger-tageblatt.de.


10 Jahre Freiwilligendienste im Sport in Niedersachsen

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